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Kunst geht fremd - Sharbat Gula, ein Opfer des Kriegs in Afghanistan

30.07.2020

Wenn Kunst Farbe bekennt, dann muss sie nicht nur bunt und fröhlich sein, sondern sie kann auch Haltung zeigen und eine Meinung vertreten. Vielleicht konfrontiert sie die Betrachter*innen dabei mit Unliebsamen, vielleicht verführt sie aber auch zum Genuss.
Mit diesen Gedanken laden sechzehn unterfränkische Museen vom 22. Juli bis 8. November 2020 dazu ein, Kunst in anderen, fremden Zusammenhängen zu sehen, neue Museen zu entdecken und auf diese Weise einmal ganz Unterfranken in voller Farbenpracht zu erfahren. Gleichzeitig wird das zehnjährige Jubiläum des einzigartigen Netzwerks „Kunst geht fremd“ gefeiert. Einen Rückblick gibt es auf der neuen Homepage www.kunst-geht-fremd.de und auch die Begleitveranstaltungen werden dort veröffentlicht, sofern sie in Zeiten von Corona stattfinden können. Doch diese Zeit ruft gerade dazu auf, Farbe zu bekennen und sichtbar zu werden.

Wer jungen Menschen vorwirft, sich immer nur dem main stream anzupassen und sich nicht zu engagieren, wird in der Ausstellung „Wider das Vergessen – Remember“ des Gymnasiums Frankenlandschulheim Schloss Gaibach eines Besseren belehrt. Die Abiturient/innen setzen sich nämlich intensiv damit auseinander, wie Gewalt, Terror, Misshandlung oder Krieg Menschen traumatisieren oder zerstören, sie beschäftigen sich mit Flucht, Vertreibung, Diskriminierung, Verlust von Heimat und Identität, ihre Bilder sind unbequem, rütteln auf und bekennen Farbe für Respekt, Toleranz, Verantwortung und Solidarität.

Stellvertretend für ihre Künstlergruppe ist Antonia Oberst, 17 Jahre, aus Oberschwarzach: Ein Foto von Sharbat Gula, einer Kriegswaisen aus Afghanistan, die in einem Flüchtlingslager in Pakistan haust, beeindruckt Antonia so sehr, dass sie ein Porträt von ihr anfertigt. Sie abstrahiert das Foto und verwendet wachsbasierte Farben. So entstehen flach wirkende Farbfelder, die symbolisieren, wie Menschen in Krisen- und Kriegsgebieten auf ein Fragment reduziert und ihrer Individualität beraubt werden. „Sharbats Augen erzählen eine Geschichte von Gewalt, Vertreibung und Angst. Aber auch von Hoffnung, dass das Morgen besser sein möge als das Heute. Es gibt viele dieser Geschichten. Und sie dürfen nie vergessen werden“, fordert Antonia.
Bei der Präsentation der Kunstwerke im Museum Johanniskapelle „Kunst & Geist der Gotik“, in dem dieses und einige andere Bilder der Künstlergruppe noch bis 8. November 2020 zu sehen sein werden zeigte sich Bürgermeister besonders von der Doppeldeutigkeit des Themas „Kunst geht fremd – und bekennt Farbe“ beeindruckt und wie die Bilder als Leihgabe des Museums Barockscheune in einem Spannungsbogen zu den gezeigten Kunstwerken der Spätgotik stehen: „Ein besonderer Ort und Raum für besondere Kunst“. Tief beeindruckt vom Ausdruck der gezeigten Kunstwerke der Schülerinnen des FLSH Schloss Gaibach war und ist auch die Leiterin des Museums Barockscheine, Margit Hofmann. Die stellvertretende Schulleiterin des FLSH Schloss Gaibach ist sehr stolz auf ihre Schülerinnen und freut sich, dass die jungen Damen, das was sie in der Schule bearbeiten auch nach „außen“ zu zeigen. „Es gibt Hoffnung …“ zeigt sich die Kulturreferentin der Stadt Gerolzhofen, Kerstin Krammer-Kneißl beim Anblick der Bilder sichtlich bewegt, da sie durch sehr viele Erfahrungen aus dem Asylhelferkreis, die hervorragend dargestellten Emotionen bestätigen kann. Ihr „Ziehsohn“ hat ebenfalls in diesem Jahr Abitur gemacht und es freut sie sehr, dass das FLSH das Thema „Wider das Vergessen“ für eine Ausstellung gewählt hatte.
Hannah Weigand zeigt in ihrem großformatigen Bild Flüchtlinge auf einem Boot in tiefster Nacht. Doch am Horizont ist ein Licht auszumachen, das die Hoffnung symbolisiert. Keiner der Insassen des Bootes weiß jedoch, wie alles ausgehen wird.
Antonia Oberst zeigt n ihrer Reihe Menschen aus verschiedenen Kulturen auf. Sie möchte zum Nachdenken und zum Auseinandersetzen mit diesen Kulturen anregen – jeder Mensch hat seine Geschichte.
Hanna Lenz geht in ihrer Bilderreihe, von der ein Bild gezeigt wird auf die Traditionen aus verschiedenen Ländern ein. Dabei spielen Tracht und typische Requisiten wie z.B. ein Samuraischwert eine Rolle.

Öffnungszeiten Museum Johanniskapelle: Sonn- und Feiertage von 14-17 Uhr.


Im Bild von links: Margit Hofmann (Museum Barockscheune), Hannah Weigand, Antonia Oberst, dahinter Petra Sokol-Pemöller, FLSH Schloss Gaibach), Hanna Lenz, Stadträtin Kerstin Krammer-Kneißl, Bürgermeister Thorsten Wozniak (Foto von Beate Glotzmann)

 




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